Die Geschichte El Salvadors wird seit der Kolonialzeit von charakteristischen Elementen geprägt, deren Darstellung die Ursachen des Bürgerkriegs in diesem zentral-amerikanischen Land deutlicher werden läßt. Der zentrale Konflikt, um den sich die Entrechtung der Bevölkerung, ihr Widerstand und die unweigerlich folgende Repression bewegen, ist die ungleiche Verteilung des Bodens. Mit der Enteignung der Ureinwohner in der Zeit der Kolonialisierung begann eine Entwicklung, die sich durch den Wandel El Salvadors zum Kaffeeexporteur zur sozialen Krise ausweiten und schließlich in der politischen Krise -im Bürgerkrieg- kulminieren sollte.
Farabundo
Martí
Einer der Führer des Bauernaufstandes von 1932
Nach ihm benannte sich die Guerrillaorganisation und spätere Partei FMLN
Die Pipiles und Lencas, Stämme, die ursprünglich auf dem Gebiet des
heutigen Mexiko siedelten, stießen im 9. Jahrhundert bis ins heutige El
Salvador vor. Obwohl die genaue Her-kunft dieser Völker ungewiß ist, reihen
sie sich in die Familie der Toltekenstämme ein, die zu dieser Zeit ganz
Zentralamerika kolonisierten. Die Lencas wurden als der kleinere Stamm im
Laufe der Jahrhunderte von den Pipiles absorbiert. Die Grundlage ihrer Kultur
war der Mais. Der Boden befand sich in Besitz der Gemeinde, die ihn aber zum
Bebauen an die einzelnen Familien verteilte. Das vulkanreiche Land auf dem
sich die beiden Stämme im 9. Jahrhundert niederließen, nannten sie Cuscatlán,
was in ihrer Sprache "Land des Glücks" bedeutet. Sie lebten
vornehmlich in den klimatisch günstigen Gebieten mit fruchtbaren Böden.
Wenige Kilometer südwestlich der heutigen Hauptstadt San Salvadors befand
sich die bedeutendste Siedlung der Pipiles.
Das Glück währte bis 1524, als die von Norden vorrückenden Spanier
sich anschickten, das Land zu erobern. Pedro und Diego de Alvarado hatten von
Hernán Cortés den Auftrag erhal-ten, die Pipiles zu unterwerfen. Doch diese
setzten den rund 250 Spaniern und 5.000 ihrer verbündeten Indianerkrieger
erbitterten Widerstand entgegen. In zwei großen Schlachten unter-lagen die
Pipiles zwar den Spaniern, zogen sich aber ins Gebirge zurück und setzten den
Kampf fort. Der zähe Guerrillakrieg fügte den Eroberern stetige Verluste zu.
In einem dritten Anlauf unterwarfen sie sich das damalige Cuscatlán 1539
endgültig
[1]
. Allerdings besaß das Gebiet, wie auch das übrige
Zentralamerika, für die Spanier kaum wirtschaftliche oder politische
Bedeu-tung. Das Gold Perus und die Schätze Mexikos waren interessanter.
Einziges Exportgut der 1524 ins "Generalkapitanat Guatemala"
eingegliederten Kolonie war lange Zeit Kakao bis im 17. Jahrhundert der
Farbstoff Indigo eine gewisse Bedeutung erlangte.
Die Spanier errichteten ihr Herrschaftssystem im späteren El Salvador
nach dem selben Muster wie in ihren anderen amerikanischen Kolonien. Die durch
Krieg und Seuchen stark dezi-mierten Nachfahren der Pipiles mußten einen Teil
ihrer Ernten an die spanischen oder kreolischen "Herren" abführen
und auf deren Gütern Zwangsarbeit verrichten. Diese hatten sich kraft ihrer
Waffen weite Teile des Landes angeeignet und ließen auf ihren haciendas
Lebens-mittel für den regionalen Markt produzieren, mit denen das Heer und
die Kolonialstädte unterhalten wurden. Erst später exportierte man
bescheidene Mengen Kakao. Das Abhängig-keitssystem wurde mit dem
euphemistischen Namen encomienda (Fürsorgschaft) bezeichnet. Kern der
"Fürsorge" waren Missionsbestrebungen, die die Grundherren im
Auftrag der katholischen Kirche unternahmen. Neben den unter Fürsorge
befindlichen Ureinwohnern existierten "unabhängige" Gemeinden, die
nicht in das encomienda-System einbezogen waren. Sie mußten Abgaben in
Naturalien zahlen und waren weitgehend rechtlos. Das traditionell von der
Gemeinde besessene Land unterlag keinem Schutz; diese Besitzform existierte
offiziell nicht. Bei Interesse konnten es sich die Spanier völlig legal
aneignen. Die durch den Verkauf der Abgaben erlösten Gewinne wurden zum
Unterhalt des kolonialen Verwaltungssystems ver-wendet oder an die spanische
Krone abgeführt.
Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich, ähnlich wie in anderen
spanischen Kolonien, nach Macht und Rechtsstand unterscheidbare Schichten. Die
oberste bildeten die Spanier, wel-che sich nochmals in die in den Kolonien
geborenen Kreolen und die aus dem Mutterland gesandten Iberiker
differenzierten. Sie besaßen die Macht, das Land und eine Reihe Privilegien.
Eine Stufe tiefer standen die Mestizen, Mischlinge der indígenas mit
den Spaniern und ihren Nachkommen. Sie arbeiteten in der Kolonialverwaltung,
durften aber kein eigenes Land be-sitzen. Die indígenas bildeten die
Basis der Gesellschaft. Sie befanden sich nach ihrer Rechts-stellung entweder
unter "Protektion" oder waren "unabhängig" und zahlten
Tribut. Durch die forcierte Christianisierung wurde ihre kulturelle Identität
weitgehend zerstört. Die Heiligtümer wurden abgebrochen, die Kulte verboten.
Einziges, bis in die heutige Zeit überlebendes Zeugnis der ehemals blühenden
Kultur der Pipiles und Lencas sind die Ruinen von Tazumal in der Nähe von
Santa Ana im Westen El Salvadors.
Im frühen 19. Jahrhundert kulminierten in weiten Teilen Lateinamerikas
die schon vorher angelegten Konflikte zwischen Spanien und den Kreolen.
Letztere mußten seit der Finanzreform der Borbonen immer höhere Steuern
abführen
[2]
und wurden durch Handels-monopole in ihrer Wirtschaftstätigkeit
beschränkt. Die Ereignisse in Frankreich und den englischen Kolonien
Nordamerikas förderten das Entstehen einer Unabhängigkeitsbewegung. Die
Ideen der Französischen Revolution faßten fuß
[3]
. Der Unabhängigkeitskampf der englischen Kolonien galt als
vorbildhaft. Weitere Umstände wie Spaniens Schwäche zur Zeit der
napoleon-ischen Besetzung begünstigten den Erfolg der Bewegung. Doch die
ökonomischen Interessen der Kreolen waren die eigentliche Triebkraft. Indigo
war im Laufe des 18. Jahrhunderts zum wichtigsten Exportgut aufgestiegen und
wurde in beachtlichen Mengen angebaut.
[4]
Aber Spanien kontrollierte den Verkauf. Zum Interesse an einem
freien Markt kam der Unmut über die stetig steigenden Steuern. Die ersten von
kreolischen Großgrundbesitzern geführten Erhe-bungen von 1811 und 1814
scheiterten. Bis 1821 dauerten die Auseinandersetzungen an, ehe am 15.
September desselben Jahres die Unabhängigkeitserklärung Zentralamerikas in
Guatemala unterzeichnet werden konnte. Für die Großgrundbesitzer bedeutete
sie in erster Linie die Befrei-ung von Handelshemmnissen. Großbritannien, das
langsam zur neuen Hegemonialmacht in Lateinamerika aufstieg, wurde wichtigster
Handelspartner Zentralamerikas.
Doch mit der Unabhängigkeit kehrte in die zentralamerikanische Region
kein Frieden ein. Innerhalb der Machtgruppen brachen Herrschafts- und
Verteilungskonflikte aus, die starke Zentrifugalkräfte entwickelten. Kreolen
und Mestizen spalteten sich zudem in zwei politische Lager: Liberale und
Konservative. Ein kurzes Zwischenspiel auf dem Weg zu den noch heute
bestehenden zentralamerikanischen Staaten war die Annexion des Gebietes durch
Mexiko. Doch das angestrebte Großreich zerfiel, noch ehe sich seine
Strukturen etablieren konnten. 1823 entstand aus den ehemals Guatemala
unterstehenden Gebieten die zentralamerikanische Föderation. Am 22.11.1824
gab sie sich eine Verfassung. Auch dieses Gebilde sollte nur von kurzer Dauer
sein. Interne Machtkämpfe zerrissen die Einheit.
[5]
Der Präsident
der Föderation, General Francisco Morazán, versuchte zwar, die Widersprüche
zu versöhnen, mußte damit aber ebenso scheitern wie mit seinem Versuch,
liberale Reformen zu initiieren. 1838-39 brach die Föderation im Krieg
auseinander. Morazán wurde erster Präsident der Republik El Salvador.
Nachdem er durch Rafael Carrera gestürzt worden war, wechselten sich die
mächtigsten Familien des Landes -allesamt Großgrundbesitzer- in der
Präsidentschaft ab.
Die Unabhängigkeit favorisierte die schon vorher privilegierten
Kreolen und Mestizen nur noch mehr. Für die indígenas wirkte sie sich
keineswegs positiv aus. Durch den vermehrten Anbau von Indigo wurden sie seit
1821 verstärkt von ihrem Land vertrieben. Erst in den letzten Jahrzehnten der
Kolonialzeit war das Gemeindeland als legale Besitzform anerkannt worden.
Außerdem war mit den ejidos eine neue Besitzform eingeführt worden.
Kommunales Land wurde individuell bebaut. Nun galten die kolonialen Gesetze
nicht mehr, und das Land konnte ungestraft enteignet werden. Die zunehmende
Einbindung El Salvadors in den Weltmarkt, vor allem der Handel mit
Großbritannien, dem El Salvador im Austausch mit Fertigwaren Indigo lieferte,
wirkte sich negativ auf das kleine Handwerk aus der Kolonialzeit aus. Die
Betriebe konnten mit den billigeren Fertigwaren aus Übersee nicht
konkurrieren und gingen ein. Da El Salvador nicht soviel Rohstoff exportieren
konnte, wie es Waren einführte, wies es eine negative Handelsbilanz auf, die
eine steigende Staatsverschuldung nach sich zog. Diese ver-suchte man durch
hohe, den indígenas auferlegte Steuern aufzufangen.
Dies, die Enteignung von Gemeindeland und die damit oft verbundene
Vertreibung ließ eine Widerstandsbewegung anwachsen, die in den Jahren
1832-33 im Aufstand der indianischen Bauern Nonualcos, einem Dorf im
Departement San Vicente, gipfelte, der von Anastasio Aquino geführt wurde.
Nachdem Aquino im April 1833 gefangengenommen und wenig später hingerichtet
worden war, brach der Aufstand zusammen. Doch die Erinnerung an diese
Erhe-bung wurde über Generationen bewahrt; für die Bauern ist Aquino noch
heute ein Volksheld. Wir werden später sehen, daß die Volksbewegung ganz
bewußt an diese Tradition anknüpft.
Die hohe Staatsverschuldung brachte nicht nur die Erhöhung der
Steuern, sondern auch die Suche nach profitableren Anbaumöglichkeiten mit
sich. Man experimentierte mit Kaffee, Vanille und anderen Pflanzen. Besonders
der Kaffee sollte für die weitere Entwicklung des klei-nen
zentralamerikanischen Landes entscheidende Bedeutung erlangen. Da mit dieser
Pflanze hohe Gewinnspannen zu erzielen waren und Steuervergünstigungen ihren
Anbau förderten (ab 1846 mußte ein Landbesitzer 10 Jahre keine Steuern
zahlen und war zudem vom Militärdienst ausgenommen, wenn er mehr als 5.000
Sträucher pflanzte), weckte sie das Interesse der Grund-besitzer. Vor allem
in den Lagen um 800 Meter Höhe, wo der Kaffee am besten gedeiht, setzte eine
kontinuierliche Enteignung und Vertreibung sowohl der indígenas als
auch der mestizischen Kleinbauern ein, die dort Grundnahrungsmittel für den
eigenen Bedarf oder den nationalen Markt produzierten.
[6]
Ein Teil der Bauern ließ sich in den nördlichen, für den
Kaffeeanbau wenig geeigneten Gebieten des Landes nieder
[7]
. Andere emigrierten nach Honduras, oder siedelten sich in den
Städten als Handwerker an.
Da der Kaffeeanbau sehr arbeitsintensiv war, benötigte man nicht nur
geeignetes Land, sondern auch genügend verfügbare billige Arbeitskräfte, um
Gewinne zu erzielen. In den Kaffeeanbaugebieten bildete sich das colon-System
heraus, das darin bestand, kleine unfrucht-bare Parzellen an die
Plantagenarbeiter zu verpachten, die dort die für ihre eigene Subsistenz
nötigen Kulturen anbauten. Durch die Pacht waren sie ökonomisch vom
Grundherren abhängig. Rechte besaßen sie keine. Mit einem Gesetz gegen
Landstreicherei erhielten die cafetaleros 1882 die Möglichkeit, Bauern
zur Arbeit zwangszuverpflichten. Die im selben Jahr erstmals bestellten
"Friedensrichter" und die 1884 gegründete Policía Rural
(Landpolizei) setzten die Zwangsmaßnahmen um. Mit diesem, höchste Ausbeutung
garantierenden System wurde Kaffee zur dominierenden Anbaupflanze in El
Salvador.
[8]
Einer kleinen Gruppe von Kaffeeproduzen-ten gelang es, ihre
wirtschaftliche und politische Macht soweit auszubauen, daß sie eine
Oligarchie begründeten. Diese wenigen Familien werden sich über Jahrzehnte
im Präsidenten-amt abwechseln und somit die Geschicke des Landes bestimmen.
Die Gewinne aus dem Kaffeeexport und das Streben nach noch höheren
Profiten trugen zur Modernisierung des Landes bei. So wurde 1880 die erste
Bank gegründet. Auch eine Infra-struktur zum Transport des Kaffees von den
Plantagen zu den Häfen wurde nötig. 1889 begann die British Company
mit dem Bau der ersten Eisenbahnlinie. Die Konzession zum Bau einer weiteren
Linie wurde 1908 an eine nordamerikanische Kompanie vergeben. Die für die
Verbin-dung des Ostens mit dem Westen wichtige Brücke "Puente de Oro"
über den Río Lempa wurde gebaut. Um die Macht der Kaffeeoligarchie zu
erhalten und gegen Aufstände gewappnet zu sein (die Erinnerung an die
Erhebung von 1832 war noch sehr lebendig), wurde ein umfassender
Repressionsapparat aufgebaut. 1889 wurde die Policía Rural in den
Kaffeeanbaugebieten durch eine berittene Polizei ergänzt, die ab 1895 im
ganzen Land operierte. 1912 wurde nach dem Vorbild der spanischen Guardia
Civil mit dem Aufbau der Guardia Nacional begonnen.
Anfang dieses Jahrhunderts setzte in den Wirtschaftsbeziehungen ein
Wandel ein. Die USA, Frankreich und Deutschland wurden zu den wichtigsten
Abnehmern von Kaffee. Großbritannien verlor dagegen an wirtschaftlicher und
politischer Bedeutung. Die USA errangen den Platz der Hegemonialmacht
Lateinamerikas.
[9]
In der Landbevölkerung machte sich die Tendenz zur Angleichung
der Lebensbedingungen der mestizischen und indigenen Bauern immer stärker
bemerkbar. Das heißt konkret, beide Gruppen verelendeten immer mehr.
[10]
Unter der Dynastie Meléndez, die ab 1913 die Macht 18 Jahre in
ihren Händen hielt, wurden Versuche zur Diversifikation der Produktion
unternommen, in deren Verlauf eine kleine Textilindustrie entstand. Wie sehr
der Kaffeeanbau die Wirtschaft des Landes weiterhin dominierte, wird daran
deutlich, daß El Salvador ab den 20er Jahren Mais und Reis importieren mußte,
weil die Fläch-en zum Anbau von Grundnahrungsmitteln durch die Monokultur
Kaffee in Anspruch genommen wurden.
Die erste Krise des oligarchischen Herrschaftssystems wurde durch die
Weltwirtschafts-krise von 1929 und den damit verbundenen Verfall der
Kaffeepreise ausgelöst. Um die Gewinne zu retten, wurden die ohnehin schon
kümmerlichen Löhne gedrückt. Es kam zu Streiks; die Be-völkerung
mobilisierte sich massenhaft gegen die unsoziale Politik;
Interessenvertretungen der Landarbeiter entstanden. Schon 1924 war der erste
wichtige Gewerkschaftsbund (der FRTS) gegründet worden. 1930 entstand neben
mehreren anderen progressistischen Parteien auch die PCS, die kommunistische
Partei El Salvadors. 1931 wurde die oligarchische Herrschaftsfolge zum ersten
Mal durchbrochen. Der unabhängige Kandidat Arturo Araujo, ein Landbesitzer,
der 1930 eine Arbeiterpartei nach englischem Muster gegründet hatte, gewann
die Präsident-schaftswahlen. Doch schon im Dezember desselben Jahres wurde er
durch den Putsch seines Vizepräsidenten, des Generals Hernández Martínez,
gestürzt.
1932 hielt man Kommunalwahlen ab, bei denen die PCS eine beachtliche
Anzahl von Gemeinden gewinnen konnte. Doch dieses Ergebnis wollte die
Oligarchie nicht hinnehmen. Sie sah ihre Macht an der Wurzel bedroht. Die
Wahlen wurden annulliert. Daraufhin brach am 22. 1. 1932 ein
Volksaufstand aus, der von der PCS vorbereitet worden war, und vor allem im
Westen des Landes, wo die bedeutensten Kaffeeanbaugebiete lagen, großen
Anhang fand. Farabundo Martí, der spätere Namensgeber der FMLN, war einer
der Führer der Erhebung. Aber der Aufstand war verraten, ehe er noch richtig
begann. Ein zu langes Zögern der Organisatoren bewirkte ein übriges. Bei
seiner brutalen Niederschlagung durch die Streitkräfte wurden rund 30.000
Menschen, vor allem Bauern und Landarbeiter, massakriert. Auch Farabundo
Martí wurde hingerichtet. Der gescheiterte Aufstand sollte schwerwiegende
Folgen für die weitere Entwicklung des Landes haben. Das Militär gewann an
innenpolitischer Bedeutung. Die Oligarchie übertrug ihm die Ausübung der
politischen Macht. Nur die ökonomisch entschei-denden Finanz- und
Wirtschaftsministerien blieben in den Händen der alten Herrscher. Auch diese
Schicht begann, sich zu differenzieren. Es kam zur Bildung zweier Fraktionen,
deren eine, die Kaffeeoligarchie, stark konservativ eingestellt war, während
die zweite, Vertreter der Industriebourgeoisie, auf Modernisierung und
Diversifizierung der Produktionsstrukturen drängte und in diesem Zusammenhang
auch reformerische Gedanken entwickelte.
Der Diktator Hernández Martínez, im Volksmund auch El Brujo
[11]
(der Hexer) genannt, hielt sich 13 Jahre an der Macht. In
dieser Spanne erlebte El Salvador einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die
Kaffeepreise waren nach dem Ende der weltweiten Wirtschaftskrise wieder
gestiegen. Die USA erließen einen Teil der Schulden, die aus der Beteiligung
amerikanischer Firmen am Ausbau der Infrastruktur erwachsen waren, um das Land
zu stabilisieren und neue Erhebungen zu verhindern. Die Zentralbank entstand.
Nach einem Militärputsch und folgendem Generalstreik mußte Martínez 1944
zurücktreten. Der ihm folgende Ignacio Menéndez, ebenfalls ein Militär,
versuchte, das Land zu demokratisieren. Wahlen wurden ausgerufen. Auch die
unter Martínez hart unterdrücken Gewerkschaften erstarkten und bildeten
einen Dachverband (UNT=Unión Nacional de Trabajadores). Dies ging den
in der Agrarpartei organisierten Großgrundbesitzern entschieden zu weit. Im
Oktober 1944 wurde Menéndez ge-stürzt, die demokratischen Ansätze wurden im
Terror des Regimes des ehemaligen Polizeichefs Osmin Aguirre erstickt.
Rechtzeitig geflohene Funktionäre der oppositionellen Parteien und
Gewerkschaften bildeten in Guatemala eine Exilregierung und versuchten,
Aguirre durch eine Intervention zu stürzen. Der Versuch scheiterte zwar, doch
mußte der Diktator unter Druck der USA, die einen Konflikt in ihrem Hinterhof
vermeiden wollten, Wahlen ausschreiben. Castaneda Castro, ein weiterer
Militär, folgte ihm im Amt. Als dieser 1948 seine Regierungszeit
verfassungswidrig um weitere vier Jahre verlängern wollte, putschte ein Kreis
reformorientierter Offiziere, die der modernisierenden Fraktion innerhalb der
Oberschicht nahestanden. Doch die von der Junta ver-sprochenen sozialen
Reformen blieben aus.
Unter dem nächsten Präsidenten Oscar Osorio, der 1950-56 regierte,
wurde die Industrialisierung vorangetrieben. Vor allem Konsumgüter wurden
vermehrt produziert. Wasserkraftwerke, Straßen und Häfen wurden gebaut. Doch
die Gewerkschaften wurden weiter unterdrückt und ihre Führer abermals
exiliert. Osorio wollte seine Reformen -die Sozialversicherung wurde
eingeführt, ein Mindestlohn festgelegt- von oben durchdrücken. Eine dritte
Vertreibungswelle der Landbevölkerung
[12]
setzte ein, als die steigende Nachfrage auf dem Weltmarkt den
Baumwollanbau profitabel machte. Diesmal traf es die Bewohner der fruchtbaren
Küstenebenen, die mit ihren kleinen landwirtschaftlichen Betrieben zur
Produktion von Grundnahrungsmitteln riesigen Baumwollplantagen weichen mußten.
Mit dem Handelsboykott der USA gegen Kuba kam in den 60er Jahren ein weiteres
profitables Produkt hinzu: Zuckerrohr. Die vertriebenen Bauern verelendeten,
denn auf den großen Plantagen fanden nur wenige Arbeit. Viele siedelten sich
in den Slums San Salvadors an. Die Profite aus dem Kaffee- und Baumwollexport
wurden in stärkerem Maße als vorher in den Ausbau der Infrastruktur und
Industrie geleitet.
Der Osorio folgende José María Lemus versprach die Rückkehr der
Exilierten. Als sich 1957 jedoch ein neuer Gewerkschaftsdachverband gründete,
versuchte die Regierung ein regierungsnahes Syndikat nach dem Muster der
nordamerikanischem "gelben Gewerkschaften" zu etablieren und den
freien Verband gewaltsam zu unterdrücken. Dieser verbündete sich daraufhin
mit liberal gesinnten Militärs und führte 1960 den Sturz von Lemus herbei.
Die aus Militärs und Zivilisten zusammengesetzte Junta gründete sich
auf eine breite Unterstützung verschiedener Volkssektoren, konnte aber keine
Reformen initiieren, da sie nach einem knappen halben Jahr von
rechtsgerichteten Offizieren gestürzt wurde. Die oppositionelle Bewegung
versuchte man durch Verfolgung und Unterdrückung einzuschüchtern. Die
Aktionen der neuen Junta sind in engem Zusammenhang mit der Entwicklung in
Lateinamerika und den Interessen der USA zu sehen. Nach dem Sieg der
kubanischen Revolution sollten weitere Erhebungen um jeden Preis verhindert
werden. Auf politischer Ebene wurde jetzt mehr Wert auf den demokratischen
Schein gelegt. In El Salvador sah das so aus, daß bei den 1962 abgehaltenen
Wahlen eine einzige Partei kandidierte. Die 1961 gegründete PCN (Partei der
Nationalen Versöhnung) war als Sammelbecken der Militärs, Industriellen und
Großgrund-besitzer konzipiert. Sie wurde zur El Salvador lange Jahre
beherrschenden Systempartei. Rivera, der neue Präsident, schuf mit ORDEN (Organización
Democrática Nacionalista) ein neues Repressionsorgan, auf das wir später
noch zu sprechen kommen werden.
Die in den frühen 50er Jahren einsetzende Industrialisierung war kein
singulärer Prozeß. Viele lateinamerikanische Staaten erlebten in diesen
Jahren den Aufbau einer Konsumgüter-und Leichtindustrie. Da die nationalen
Märkte der zentralamerikanischen Länder sehr klein waren, blieben die
Möglichkeiten eng begrenzt, bis 1960 die Idee eines gemeinsamen
zentral-amerikanischen Marktes (Nicaragua, El Salvador, Honduras, Guatemala
und etwas später Costa Rica) verwirklicht wurde. Neben der zunehmenden
Integration El Salvadors in diesen Markt, schloß es sich auch durch den
Eintritt in die zentralamerikanische Militärallianz enger mit den
Nachbarländern zusammen. Unter Einfluß der USA und der Machteliten der
einzelnen Mit-gliedsländer war ein Integrationsmodell gewählt worden, das
den Freihandel favorisierte und unbeschränkte Investitionsmöglichkeiten für
Auslandskapital bot. Ein von der CEPAL
[13]
vorge-schlagenes Modell, das Importsubstituierung und den
koordinierten Aufbau von Schwerpunkt-industrien ebenso vorsah wie sozialen
Reformen zur Kaufkrafterhöhung der Bevölkerung, konnte sich nicht
durchsetzen. So profitierten vom in den frühen 60er Jahren beachtlich
steigen-den Bruttoinlandsprodukt und dem intensivierten Handel mit den
Nachbarländern letztlich nur die Oligarchie und die kleine
Industriellenschicht. Die sozialen Probleme wurden nicht gelöst und
verschärften sich noch. Da die meisten Industriebetriebe kapitalintensiv
produzierten, konn-ten sie das Bevölkerungswachstum und die
Land-Stadt-Migration nicht kompensieren. So stieg die Arbeitslosenzahl stetig
an. Doch mit der absolut wachsenden Arbeiterschaft, wurden auch die
Gewerkschaften stärker. Trotz der stetigen Repression intensivierten sie
ihren Kampf. Neue Verbände wie die Lehrergewerkschaft ANDES 21 de JULIO
oder der Gewerkschaftsdach-verband FUSS entstanden in dieser Zeit. Neben
Streiks kam es immer häufiger zu Fabrik-besetzungen. Auch die
parlamentarische Opposition erstarkte. Bei den Wahlen von 1967 gewann zwar
noch die Systempartei PCN, doch die reformorientierten Christdemokraten (PDC= Partido
Democrata Cristiano) wurden mit einem sehr guten Ergebnis zur
zweitstärksten Partei.
Machten anfangs alle Mitgliedsstaaten des gemeinsamen Marktes gute
Erfahrungen mit der Integration, entwickelten sich die einzelnen Ökonomien
dennoch ungleichmäßig. Das im-mer größer werdende Ungleichgewicht erzeugte
Spannungen zwischen den schon industriali-sierten Profiteuren, zu denen auch
El Salvador gehörte, und den agrarexportierenden Verlierern wie Honduras.
Honduras scherte denn auch aus dem Wirtschaftsverbund aus und belegte
eingeführte Waren mit 30% Zoll. Neben diesen Spannungen brachte die
traditionell hohe Migration von Salvadorianern nach Honduras, das wesentlich
dünner besiedelt war, Probleme mit sich. Als in diesem Land 1968 eine schon
länger beschlossene Agrarreform durchgeführt wurde, berücksichtigte man die
Einwanderer nicht nur nicht, sondern begann, sie massenhaft auszuweisen. Die
dadurch schon sehr angeheizten Spannungen zwischen beiden Ländern
kulminierten 1969 im sogenannten "Fußballkrieg". Nach einem
Grenzzwischenfall
[14]
überfiel das salvadorianische Heer Honduras und eroberte
innerhalb kürzester Zeit die Grenzregion. Der Krieg dauerte nur 100 Stunden,
besiegelte aber das Ende des gemeinsamen Marktes. Krieg und Zusammenbruch des
Marktes verschärften sowohl die ökonomische als auch die politische Krise El
Salvadors. Handelsverluste waren zu beklagen; die Zahl der Arbeitslosen stieg
sprung-haft an. Die Protestbewegung erfaßte immer breitere Schichten der
Bevölkerung.
In diesem Jahrzehnt sah sich El Salvador einer Verschärfung der
sozialen, politischen und wirtschaftlichen Krise gegenüber. Die Konsequenz
war einerseits ein Anschwellen der Volksbewegung, die sich, da auf politischem
Wege keine Reform des salvadorianischen Systems zu erreichen war, immer weiter
radikalisierte. Andererseits versuchten die Herrschen-den, mit allen zu ihrer
Verfügung stehenden Mitteln an der Macht festzuhalten. Die salvadoria-nische
Gesellschaft polarisierte sich immer stärker. Die Ereignisse dieses
Jahrzehnts bilden die direkte Vorgeschichte des Bürgerkriegs, der 1981
ausbrechen wird, und sollen deshalb aus-führlicher geschildert werden. Dabei
werde ich versuchen, die Darstellung der sozio-ökonomischen mit der der
politischen Entwicklung zu verknüpfen. Einige spezielle Themen (wie die Rolle
der USA) klammere ich aus, da an anderer Stelle näher auf sie eingegangen
werden soll.
Bei den Parlamentswahlen von 1970 konnte die PCN auf der Welle
nationaler Begeisterung, die der Krieg gegen Honduras mit sich gebracht hatte,
ihren letzten legalen Sieg erringen. Doch hatte sie die kurzzeitige Zustimmung
der Massen schnell verspielt, als sich 1971 ein Bündnis aus verschiedenen
reformorientierten Oppositionsparteien, die UNO (Unión Nacional Opositora),
formierte und die Hoffnungen der Bevölkerung auf soziale und politische
Reformen auf sich vereinte. Streiks, wie der des Lehrerverbandes ANDES im
Sommer 1971, fanden breite Unterstützung und entwickelten sich zu Medien des
allgemeinen Protestes gegen die Regierung. Die UNO forderte eine Agrarreform
sowie die Durchsetzung politischer Rechte und Freiheiten für die
Bevölkerung. Mit diesem Programm und Napoleón Duarte (er war Vorsitzender
der PDC) als Kandidaten konnte sie die Präsidentschaftswahlen vom 20. Februar
1972 gewinnen. Nun griffen die Herrschenden zum Betrug. Die Stimmenauszählung
wurde aus-gesetzt, und das gefälschte Ergebnis, in dem der PCN-Kandidat
Molina mit 10.000 Stimmen führte, erst drei Tage nach der Wahl bekanntgegeben.
Teile der Streitkräfte unternahmen daraufhin einen Putschversuch, der jedoch
schnell niedergeschlagen wurde. Auch die zivilen Proteste wurden blutig
unterdrückt. In der Zeit des Ausnahmezustandes (bis Juni desselben Jahres)
wurden durchschnittlich 25 Menschen pro Tag ermordet, die sich dem Regime in
allen Bereichen der Gesellschaft, in Universitäten, Gewerkschaften, Betrieben
widersetzten.
[15]
Das Militär befand sich durch diesen Betrug weiter an der Macht.
Allerdings folgte auf Oberst Sánchez Hernández ein weiterer auf
wirtschaftliche Vielfalt ausgerichteter Offizier, der mit dem Projekt der
"Nationalen Transformation" einen Ausweg aus der Krise suchte. Durch
verstärkte Intervention des Staates im wirtschaftlichen Bereich sollte die
Arbeitslosigkeit be-kämpft und die Wettbewerbsfähigkeit der
salvadorianischen Wirtschaft erhöht werden. Aus-ländisches Kapital sollte
durch attraktive Investitionsbedingungen (zollfreie Einfuhr von Produkten,
Steuererleichterungen, billige Arbeitskräfte) angezogen werden. Filialen
trans-nationaler Konzerne entstanden, die ihre Gewinne allerdings sofort ins
Ausland transferierten. Auf die soziale Lage der Bevölkerung hatte deren
Billiglohnpolitik keinen Einfluß. So steigerten sich in den ersten Jahren der
Umsetzung des Planes die Exporte zwar außergewöhnlich stark (zwischen 1973
und 1976 wurden jährliche Zuwachsraten um die 35% erreicht
[16]
), doch konnten nicht genügend neue Arbeitsplätze geschaffen
werden, da die Betriebe nach dem gleichen Prinzip arbeiteten wie zu Zeiten des
zentralamerikanischen Marktes.
Konnte das Projekt der "Nationalen Transformation" im
wirtschaftlichen Bereich auch einige Erfolge verzeichnen, mußte es letztlich
doch scheitern. Einerseits waren die erreichten Wachstumsraten sehr einseitig,
da die Niederlassungen der transnationalen Konzerne wirt-schaftliche Inseln
bildeten, die kaum Verbindungen zur nationalen Industrie aufbauten.
Halb-fertigprodukte wurden zollfrei eingeführt, weiterbearbeitet und
exportiert. Eine einheimische Zulieferindustrie hatte in diesem Modell keinen
Platz.
[17]
Andererseits blieben lange überfällige sozialen Reformen (vor
allem die Bodenreform) aus, da sie gegen den Widerstand der Agraroligarchie,
die um ihre dominierende Position auf dem Lande fürchtete, nicht
durchzu-setzen waren. Machtpolitisch setzte auch Molina auf Repression und
Betrug. So wurden die Er-gebnisse der Gemeindewahlen von 1974, bei denen die
UNO höchstwahrscheinlich gewonnen hätte, nicht einmal mehr veröffentlicht.
1976 bedrohte man das Oppositionsbündnis so stark, daß es sich zwei Wochen
vor den Gemeinde-und Parlamentswahlen zurückzog.
Im selben Jahr versuchte man mit der Gründung des ISTA (Instituto
Salvadoreño de Transformación Agraria), eine bescheidene Bodenreform zu
realisieren. An 12.000 Bauern-familien sollten 59.000 Hektar Land in den
östlichen Regionen San Miguel und Usulután verteilt werden.
[18]
Obwohl das gerade einmal 4% der landwirtschaftlichen Nutzfläche
El Salvadors entsprach, scheiterte das Projekt schon nach drei Monaten am
scharfen Widerstand der Agraroligarchie. Während der Auseinandersetzungen
innerhalb der Machteliten errangen die Reformgegner wiederum die Hegemonie in
der Staatspartei und im Militär. Ein Resultat des Streites um die Bodenreform
war auch, daß sich der rechtsextreme Flügel der Agraroligarchie außerhalb
der PCN zu gruppieren begann und sich eigene militante Organisationen schuf.
Neben der FARO (Frente Agrario de la Región Oriental), einer
Vereinigung zum Schutz des Besitzes der Großagrarier in den von der
Bodenreform tangierten Gebieten, entstand im August 1976 die erste
Todesschwadron (Unión Guerra Blanca), der in den nächsten Jahren
weitere folgen sollten.
1977 wurde der dem reaktionärsten Flügel der Streitkräfte
zugerechnete General Carlos Humberto Romero Präsidentschaftskandidat der PCN.
Doch nur durch erneuten Wahlbetrug ge-langte er in das höchste Amt. Politisch
bedeutete die "Wahl" Romeros die Rückkehr des rechten Flügels der
Oligarchie an die Herrschaft. Die reformorientierte Fraktion war gescheitert.
Der Anstieg der Kaffeepreise zwischen 1975 und 1977 hatte den Kaffeebaronen
einen bedeutenden finanziellen Gewinn beschert und geholfen, ihre Macht
beträchtlich zu erweitern.
[19]
Am 28. Februar protestierten 10.000 Menschen gegen den offensichtlichen
Wahlbetrug. Die Armee wurde eingesetzt und tötete mehr als 200 Zivilisten.
Dieses Massaker motivierte eine wachsende Radikalisierung und Organisierung
der Bevölkerung, bei der zwei Stränge zu beobachten sind: die
Volksorganisation und die Guerrilla. Sie sollten sich in den nächsten Jahren
mehr und mehr verbinden.
[20]
Die Verschärfung der Krise und die verschiedenen Konzepte der
Veränderung hatten in der linken Opposition El Salvadors schon Anfang der
70er Jahre zu einer Spaltung geführt. Die älteste und stärkste linke
Oppositionspartei, die PCS, und die mit ihr verbundenen Bewegungen hielten
eine sozialistische Revolution erst nach einer bürgerlich demokratischen
Herrschaft für möglich, weshalb sie ein Bündnis mit den bürgerlichen
Oppositionsparteien wie der PDC an-strebten. Ein radikalerer Flügel innerhalb
der Partei lehnte dieses "reformistische" Konzept ab. Nur durch den
bewaffneten Kampf ließe sich ihrer Meinung nach die Macht erringen. Im April
1970 spaltete sich diese Gruppe ab und gründete die politisch-militärische
Bewegung FPL (Fuerzas Populares de Liberación). 1971 entstand aus
Mitgliedern der Jugendorganisationen der kommunistischen und
christdemokratischen Parteien das ERP (Ejército Revolucionario del Pueblo),
eine weitere Organisation, deren Ziel der Wandel El Salvadors durch
bewaffneten Kampf war. Die immer stärker werdenden militaristischen Tendenzen
führten zu Konflikten innerhalb dieser Organisation. So kam es 1975 zur
Abspaltung einer Gruppe, die sich RN (Resistencia Nacional) nannte.
Kurz darauf verließ eine weitere Gruppe das ERP und gründete das PRTC (Partido
Revolucionario de los Trabajadores Centroamericanos)
[21]
. Allerdings war die neue Organisation so klein, daß ihre
Gründung offiziell erst 1979 bekanntgegeben wurde.
[22]
Allen Guerrillagruppen war der Marxismus-Leninismus als Grundlage ihrer
politischen Strategie gemein, auch wenn sie im einzelnen verschiedene Konzepte
zur Durchsetzung der sozialistischen Revolution entwickelten und sich auf
verschiedene Modifikationen des weltan-schaulichen Gebäudes stützten. So
bezogen sich die FPL auf das vietnamesische Modell des guerra popular
prolongada
[23]
. Dabei kam es auf eine möglichst breite Verankerung der
Organisation mit der Bevölkerung an. Der Freiheitskampf sollte nicht von
einer militärisch-politischen Avantgarde, sondern vom ganzen Volk getragen
werden. Die FPL strebten deshalb eine breite Zusammenarbeit mit
Gewerkschaften, Bauernorganisationen und anderen Strukturen an. Das ERP war in den ersten Jahren seines Bestehens stark von
maoistischen Ideen beeinflußt. Nach Auffassung dieser Partei war in El
Salvador eine vorrevolutionäre Situation gegeben. Durch die Initiative einer
bewaffneten Avantgarde könnte daher ein Volksaufstand ausgelöst, das alte
Regime gestürzt und eine sozialistische Gesellschaft errichtet werden. Die
politische Arbeit mit der Bevölkerung wurde demnach dem Ausbau der
militärischen Schlagkraft untergeordnet. Man nannte das zugrundeliegende
Konzept in Anlehnung an die theoretische Verallgemeinerung der Erfahrungen der
kubanischen Revolution durch Che Guevara und Régis Debray die Focus- Theorie.
Durch die Hegemonialansprüche der einzelnen Gruppen behinderten sie
sich gegenseitig. Jede glaubte, den einzig wahren Weg der Revolution entdeckt
zu haben. Selbst innerhalb der Gruppen kam es zu teilweise blutigen
Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Fraktionen. Da die Einheit fehlte,
kamen kaum gemeinsame Aktionen zustande. Trotzdem hat-ten die Guerrillagruppen
eine wichtige Katalysatorfunktion im Prozeß der Organisation.
Die Volksorganisationen waren ebenfalls um 1970 aus
Selbsthilfeorganisationen der Slumbewohner, studentischen Vereinigungen,
unabhängigen Gewerkschaften oder anderen Gruppen entstanden, die sich vom
Einfluß der reformorientierten Oppositionsparteien gelöst hatten und
radikalere Wege zur Veränderung der Verhältnisse suchten. Ihr stärkstes
Standbein waren jedoch die Bauernorganisationen, die sich vor allem in den
Kaffeeanbaugebieten engagierten und ihre Zielsetzung von der Durchsetzung
begrenzter Reformen zum grund-legenden Wandel des salvadorianischen Systems
änderten. Diese Vereinigungen, die oft engstens mit den katholischen
Basisgemeinden verbunden waren, vernetzten sich und wurden zum entscheidenden
Protagonisten des revolutionären Prozesses in El Salvador. Die
Guerrilla-organisationen verbanden sich immer enger mit diesen Strukturen. Vor
allem das FPL hatte großen Einfluß auf sie und initiierte schon 1970 die
Gründung einer Dachorganisation, des Bloque Popular Revolucionario, der
zur stärksten Volksorganisation wurde. Auf dem Land und unter der
Industriearbeiterschaft entstanden ähnliche Verbände, die jeweils eng an
eine der Guerrillafraktionen angebunden waren.
Auch die katholische Kirche war zu einem entscheidende Faktor der
Radikalisierung breiter Teile der Bevölkerung geworden. Sie war noch bis Ende
der 60er Jahre eine verläßliche Stütze des Machtsystems in El Salvador.
Erst mit dem zweiten Vatikanischen Konzil (1963-65) und der Konferenz der
lateinamerikanischen Bischöfe in Medellín (1968) setzte eine Besinnung auf
die sozialen Probleme der Bevölkerung ein.
[24]
Innerhalb der salvadorianischen Kirche ent-wickelte sich eine
progressive Strömung, deren Vertreter 1970 ein nationales Kirchentreffen
organisierten. Es wurde beschlossen, sich mehr um soziale Belange zu kümmern
und den Ausbau von Basisgemeinden, mit denen in anderen lateinamerikanischen
Ländern schon gute Erfahrungen gemacht worden waren, zu fördern. Wie diese
zwar progressiven, aber bei weitem noch nicht radikalen Ansätze die noch sehr
machtverbundene Kirche spalteten, zeigt sich daran, daß ein Großteil der
Bischöfe nicht zum Treffen erschien. Trotzdem wurden die Beschlüsse
umgesetzt. So führte eine Gruppe von Jesuiten in Aguilares, einem 30 km
nördlich der Haupt-stadt gelegenem Dorf, eine Missionskampagne durch, in
deren Verlauf die ersten Basis-gemeinden El Salvadors entstanden.
[25]
Die Priesterseminare wurden zu Brutstätten neuer Gedan-ken. Man
beschäftigte sich mit den gesellschaftskritischen Ansätzen der
"Theologie der Befreiung", was einschloß, daß sich die
Seminaristen nicht nur in theologischen Disputationen, sondern auch in der
Erstellung sozialer und politischer Analysen übten. Sie rezipierten die Ideen
des Brasilianers Paolo Freire, der ein neues pädagogisches Konzept zur
Emanzipation der marginalisierten Bevölkerungsschichten entworfen hatte (educación
popular). In Folge des Beschlusses, den Aufbau von Basisgemeinden zu
fördern, entstanden in sechs Städten Ausbil-dungszentren für Katechisten.
Die auch als "Delegierte des Wortes" oder "pastorale
Agenten" bezeichneten Vertreter und Gehilfen der Priester hielten Messen
und leiteten vor allem die für die Basisgemeinden so wichtigen
Reflexionszirkel
[26]
. In den Ausbildungszentren machten die meist aus ländlichen
Gegenden stammenden Menschen eine völlig neue Erfahrung. Sie lernten zu
diskutieren, sich auszudrücken, frei zu sprechen. Sie lernten, ihre eigene
Lage nicht als gott-gewollt und damit unveränderlich, sondern als Produkt
politischer und ökonomischer Macht-strukturen zu begreifen. In den 70er
Jahren durchliefen ungefähr 15.000 Menschen diese Aus-billdung und bildeten
den Nährboden, auf dem sich die Volksbewegung entwickeln konnte.
Waren die reformorientierten Partein sowie regierungsnahe
Gewerkschaften und Organisationen bis 1977 zahlenmäßig noch in der
Überhand, wandelte sich das Kräfteverhältnis nach dem erneuten Wahlbetrug.
1977 wurde zu einem Schlüsseljahr in der Entwicklung El Salvadors.
Volksorganisationen und Guerrilla verzeichneten immensen Zulauf. Die Guerrilla
steigerte ihre Aktivitäten. Einzelne spektakuläre Aktionen wie Entführungen
von Großgrund-besitzern, Unternehmern und Politikern wurden mit dem Ziel
durchgeführt, die Öffentlichkeit zu mobilisieren, aber auch, um Geld für
Waffenkäufe zu erhalten. Durch die Entführung aus-ländischer
Geschäftsleute lenkte man die Aufmerksamkeit der internationalen
Öffentlichkeit auf El Salvador. Doch auch die Volksbewegung machte mit immer
größeren Aktionen in den Städten und auf dem Land von sich reden.
Demonstrationen, Land-, Kirchen-, Botschafts- und Fabrikbesetzungen waren ihre
Waffen im Kampf um ein neues El Salvador.
[27]
Die einzige Antwort, die die Mächtigen auf diese Entwicklung geben
konnten, war die Verschärfung der Repression. Die Grundlage für den
"legalen" Einsatz der bewaffneten Organe, willkürliche Verhaftungen
und viele andere Unterdrückungsmaßnahmen wurde im Dezember 1977 durch das
salvadorianische Parlament, das sich seit 1976 aus Abgeordneten einer einzigen
Partei zusammensetzte, gelegt. Das "Gesetz zur Verteidigung und Garantie
der öffentlichen Ordnung" stellte 18 Aktivitäten unter Strafe, die
jedoch so vage beschrieben waren, daß letztlich jede Protesthaltung verboten
war. Willkür und Folter wurden damit Tür und Tor geöffnet. Das Gesetz war
anderthalb Jahre in Kraft, ehe es auf Druck der Weltöffentlichkeit im Mai
1979 aufgehoben werden mußte.
Die in El Salvador ständig präsente Repression potenzierte sich ab
1977 sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. Verschiedene Organe und Ebenen
differenzierten sich aus. Ein immer umfassenderes Terrorsystem entstand. In
den ländlichen Regionen war die 1962 von General Rivera gegründete
paramilitärische Organisation ORDEN aktiv. ORDEN sollte einen Keil zwischen
die Landbevölkerung treiben. Bauern, die der Organisation beitraten,
erhielten deshalb besondere Privilegien. Sie bekamen staatliche Hilfe, wurden
bei der Arbeitsvergabe bevorzugt und waren keiner Repression durch die
bewaffneten Kräfte ausgesetzt. Dafür spionierten sie die Basisgemeinden und
Bauernorganisationen aus. Andererseits wurde ORDEN unter Molina direkt in die
staatliche Repression eingebunden, indem feste Mitglieder Waffen erhielten und
sich an der Ermordung oppositioneller Landbevölkerung beteiligten. Für Mitte
der 70er Jahre schätzt man ungefähr 10.000 feste Mitglieder und weitere
100.000 bis 500.000 im Umfeld.
[28]
ORDEN hatte also die Aufgabe, die Landbevölkerung auszuspionieren
und ihre Organisation zu verhindern. Wußten die Sicherheitsorgane erst
einmal, wer die Aktivisten der Basisgemeinden und Volksorganisationen waren,
wurden diese entweder von der Polizei verhaftet und gefoltert oder von den
Todesschwadronen umgebracht.
Die Todesschwadrone mordeten zwar auch auf dem Land, doch verbreiteten
sie vor allem in den großen Städten Angst und Schrecken. 1975/76 waren erste
Schwadrone mit den bezeichnenden Namen Falange und Unión Guerra
Blanca aufgetaucht.
[29]
In den folgenden Jahren vermehrte sich ihre Zahl ebenso rapide wie
die ihrer Opfer. Finanziert wurden diese paramilitärischen Terrorgruppen von
Kaffeebaronen und Vertretern der Industrie. Die Todes-schwadrone rekrutierten
ihre Mitglieder vorwiegend aus den Reihen des Sicherheitsapparates und der
Armee. Die Anschläge waren genauestens geplant. Die Auftraggeber erstellten
auf geheimen Zusammenkünften schwarze Listen und bereiteten die Morde
logistisch vor. Nachts gingen dann Angehörige des Heeres, meist Offiziere, in
Zivil auf Jagd nach den als Opfer erkorenen Oppositionellen. Die Anschläge
verliefen mit tödlicher Präzision, da der Geheim-dienst logistische
Unterstützung leistete. In den meisten Fällen verstümmelte man die Opfer
auf das Grausamste. Zu belangen waren die Mörder kaum, da sie von den
Sicherheitskräften, dem Geheimdienst aber auch der Justiz gedeckt wurden; die
Täter stammten ja aus ihren eigenen Reihen.
[30]
Die Armee und die verschiedenen Polizeiorgane wurden aber auch ganz
legal als Repressionsinstrument eingesetzt. Sie räumten besetzte Fabriken und
Kirchen, schlugen Streiks nieder, massakrierten Manifestationen. In den
Kasernen folterte man unter allen möglichen Vorwänden verhaftete Aktivisten
der Oppositionsbewegung.
[31]
Somit sehen wir uns einer Doppelstrategie der Repression
gegenüber. Die Sicherheitskräfte unterdrückten jegliche Äußerung von
Protest, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Die Todesschwadrone ermordeten
gezielt die Aktivisten der Volksbewegung und ihren Familien, um der
Organisation das Haupt abzuschlagen.
Neben der Volksorganisation rückte zunehmend auch die Kirche ins
Visier der Repression. Die progressiven Priester konnten ihres Lebens
ebensowenig sicher sein, wie die Katechisten. Die Kirche mußte Stellung
beziehen. 1977 sollte auch für sie zu einem entschei-denden Jahr werden. Am
22. Februar wurde Oscar Arnulfo Romero, ein eher konservativer und
unpolitischer Geistlicher, zum Erzbischof ernannt. Er war der
Lieblingskandidat der Oligarchie, da man von ihm als Mann der Bücher keine
politischen Manifestationen befürchtete. Doch als kurz nach seiner Wahl 8
Jesuiten verhaftet und gefoltert, die ersten Priester (Rutilio Grande, der die
Basisgemeinden in Aguilares betreute, und Alfonso Navarra) ermordet wurden,
begann Romero aufzuwachen. Vor den Verbrechen des Militärs gegen die
Basisgemeinden (die Streit-kräfte hatte Aguilares besetzt und dabei 35
Menschen getötet) konnte er die Augen nicht länger verschließen. Er erhob
seine Stimme. Romero wandelte sich zum "Sprachrohr der Sprachlosen",
zum Verfechter der Rechte seines Volkes. Er wurde zum Hoffnungsträger der
Armen und später zu ihrem größten Märtyrer. Der kircheneigene Radiosender
YSAX wurde zum unbestechlichen Chronisten der Menschenrechtsverletzungen in El
Salvador. Er klagte die Verantwortlichen der Morde an, gab die Namen der
Verschwundenen bekannt. Romero näherte sich in seinem Bewußtwerdungsprozeß
den Positionen der Volksbewegung immer mehr an. So formulierte er in seinem
Hirtenbrief von 1978:
Wenn man mit der
Anwendung repressiver Gewalt fortfährt, wird man leider den Konflikt noch
mehr zuspitzen, und der Zeitpunkt wird immer wahrscheinlicher und absehbarer,
ab dem das Mittel der Gewalt als gerechtfertigte Verteidigung vertretbar sein
kann.
[32]
Doch
predigte er keineswegs den Aufruhr. Sein Anliegen war die Verteidigung der
Menschen-rechte, zu denen für ihn nicht nur die Freiheits, sondern auch die
sozialen Rechte gehörten. 1978 startete die katholische Kirche eine große
internationale Menschenrechtskampagne, die die Machthaber um so empfindlicher
traf, als die Kirche lange Zeit ihre Verbündete gewesen war. Für die
Agraroligarchie war diese soziale und politische Stellungnahme der Kirche mehr
als Verrat. Priester wurden als Kommunisten verleumdet und für vogelfrei
erklärt. In den Zeitungen erschien eine Anzeige der Todesschwadrone "Sei
Patriot, töte einen Priester". Und es bliebt nicht bei Drohungen. Auf
Häuser von Geistlichen wurden Bombenattentate verübt. Die Todes-schwadrone
ermordeten Katechisten und ihre Familien. Allein 10 Bombenanschläge wurden
zwischen 1977 und 1980 auf den Radiosender YSAX verübt.
Doch erreichte die Repression nicht das Ziel, die Volksbewegung zu
zerschlagen und die Bevölkerung einzuschüchtern. Ganz im Gegenteil. Da alle
legalen Protestmöglichkeiten ver-stellt waren, radikalisierten sich immer
breitere Schichten. Die Volksbewegung schloß sich immer enger an die
Guerrilla an. Die zivilen Protestaktionen -Streiks, Besetzungen,
Demon-strationen- häuften sich. Auch die Guerrilla ging zu immer massiveren
Aktionen über. Kaum war das "Gesetz zur Verteidigung und Garantie der
öffentlichen Ordnung" unter internationalem Druck aufgehoben, verhängte
die Regierung den Ausnahmezustand. Aber auch der konnte sie nicht mehr retten,
General Romero war am Ende. Selbst der Versuch, die gemäßigte bürgerliche
Opposition im Mai 1979 über ein "Nationales Forum" einzubinden,
schlug fehl. Die politische Mitte war im Verlauf der fortschreitenden
Polarisierung so geschwächt, daß sich nur wenige Organisationen zur
Mitarbeit bereit erklärten, die zudem über keinen ausreichenden Rückhalt in
der Bevölkerung verfügten.
[33]
Die politische und soziale Krise verschärfte sich immer weiter. Die
allgemeinen Lebens-bedingungen, der Terror wurden unerträglich. 1979
überschwemmte eine neue Welle der Gewalt das Land.
[34]
Allein von Januar bis September verzeichnete man 800 politische
Morde. Von Ende Mai bis Ende Juli verschwanden 500 Menschen.
[35]
Die Bewegung war weder durch Terror, noch durch Gesetze
aufzuhalten. Im Juli stürzte Somoza, der Diktator des Nachbar-landes
Nicaragua. Auch in El Salvador schien eine Umwälzung nahe bevorzustehen. Das
gerade gegründete Foro Popular (Volksforum), ein Zusammenschluß von
Volksorganisationen wie den LP-28 (Ligas Populares 28 de Febrero), die
dem ERP nahestanden, oder dem mit der RN ver-bundenen Gewerkschaftsverband
FENASTRAS mit den reformorientierten Parteien PDC, MNR und UDN machte einen
letzten Versuch, die Krise auf dem Verhandlungsweg zu lösen. Das Ende der
Repression (konkret die Auflösung von ORDEN aber auch der Todesschwadrone,
über deren Verbindung zu Kreisen der Sicherheitsorgane schon damals kaum
Zweifel bestanden), demokratische Grundrechte wie Organisations- und
Meinungsfreiheit, aber auch soziale Maß-nahmen wie Lohnerhöhungen und
Agrarreform waren die konkreten Forderungen des Forums zur Lösung der
politischen Krise. Doch zeitigte das Verhandlungsangebot keine Wirkung, da die
Fronten schon zu verhärtet waren und das Forum nicht auf die Unterstützung
der USA rechnen konnte. Der Carter-Administration waren sowohl die Forderungen
als auch die Zusammen-setzung des Bündnisses zu radikal. So trieb die Krise
unvermeidlich ihrem Kulminationspunkt entgegen.
Am 15. Oktober 1979 putschten Teile des Militärs gegen General Romero.
Dazu muß bemerkt werden, daß die politisch machtvollen und als
Repressionsorgan mißbrauchten Streit-kräfte keinen homogenen Block
darstellten. Innerhalb der Armee kann man drei mehr oder weniger begrenzte
Fraktionen ausmachen, die enge Verbindungen zu den verschiedenen politischen
Interessengruppen unterhielten. Zum einen gab es die große Mehrheit der
ultra-konservativen Militärs, die eng mit der Oligarchie verbunden waren und
alles daransetzten, die bestehenden Machtverhältnisse zu erhalten. Aus ihren
Kreisen rekrutierten sich die Todes-schwadrone. Weiterhin gab es einen
schwächeren Flügel, der begrenzte Reformen befürwortete. Seine Vertreter
zeigten eine besondere Affinität zur den Industriellen. Vertreter dieses
Flügels hatten El Salvador von 1968 bis 1977 regiert, die drängenden
Probleme des Landes aber nicht lösen können. Schließlich finden wir eine
kleine Gruppe reformorientierter Offiziere mit demokratischen Tendenzen.
Besonders unter der Juventud Militar, den Rekruten der
Militär-akademie unter Oberst Majano hatte sie Anhänger.
[36]
Sie hatten erste Verbindungen zur demokratischen Opposition
aufgenommen. Der Putsch war vor allem von dieser Gruppe getra-gen worden. Doch
bei der Besetzung der Junta erhielt neben dem reformorientierten Offizier
Majano und mehreren Zivilisten auch der konservative und korrupte Oberst Abdul
Gutiérrez, der vor allem die Interessen der USA vertrat, seinen Platz. So
wies das Programm der Junta zwar Parallelen zu dem des Foro Popular
auf, doch konnte die Umsetzung der entscheidenden Punkte hintertrieben werden.
Die Beschlüsse wurden nicht umgesetzt, oder von den Reform-gegnern schon in
der Formulierungsphase boykottiert. So blieb eine Säuberung der Streitkräfte
aus. ORDEN wurde offiziell zwar aufgelöst, bestand in Wirklichkeit allerdings
weiter und wurde zunehmend in die Strukturen der Todesschwadrone eingebunden.
Die Repression wütete weiter und wurde sogar noch intensiviert, um die dem
selbst unblutigen Umsturz folgenden Proteste zu ersticken. Die
Guerrillaorganisationen und die Volksbewegung lehnten den Putsch von
vornherein ab und riefen zum Widerstand gegen die Junta auf. Das ERP unternahm
sogar einen Aufstandsversuch in den Vororten San Salvadors, der jedoch
kläglich scheiterte. Am 29.August organisierten die LP-28 eine Demonstration,
die von den Streitkräften zusammen-geschossen wurde. 70 Tote, vor allem
Bauern aus Morazán, lautete die traurige Bilanz. Die Junta wurde immer
machtloser, die ultrakonservativen Kräfte setzten sich immer rücksichtsloser
durch, so daß sich im Dezember die letzten verbleibenden Zivilisten zum
Rücktritt gezwungen sahen. Damit war der Versuch der jungen Offiziere
gescheitert, doch noch einen Ausweg aus der akuten Krise zu finden und das
Land zu reformieren. Die Folgen waren gravierend. Einerseits wurden die USA ab
dieser Zeit zum dominierende Faktor in der Politik El Salvadors. So fädelte
sie die Gründung einer zweiten Junta, die auf einem Pakt zwischen Militärs
und Christdemokraten basierte, ein und griffen in den folgenden Jahren immer
direkter in das politische und militärische Geschehen in dem kleinen
zentralamerikanischen Land ein.
[37]
Andererseits wurde der Einigungsprozeß der linken Kräfte
forciert, da der Widerspruch zwischen Reformern und Revolutionären im
Angesicht der Ausweglosigkeit jedweder politischen Opposition an Bedeutung
verlor. Der Einigungsprozeß der oppositionellen Bewe-gungen vollzog sich auf
zwei Ebenen. Sowohl die Guerrillaorganisationen als auch die Volksbewegungen
schlossen sich organisatorisch zusammen.
Die Organisationen der politisch-militärische Opposition (FPL, RN und
PCS, die auf ihrem 7. Parteitag im April desselben Jahres ebenfalls einen
bewaffneten Arm gebildet hatte) gründeten im November 1979 eine
politisch-militärische Kommission, die den gemeinsamen Kampf koordinieren
sollte. Das ERP trat ihr erst vier Monate später, im März 1980, bei. Seit
Beginn des Jahres 1980 erfolgte ein forcierter Ausbau der militärischen
Strukturen vor allem in den nördlichen Gebieten des Landes, wo auf Grundlage
der Basisgemeinden Bauernmilizen ge-bildet wurden. Aktivisten aus den Städten
wurden in diese Gebiete "unter politischer Kontrolle" abgezogen und
militärisch ausgebildet
[38]
. In Chalatenango und Morazán waren die Guerrilla-einheiten schon
in militärische Auseinandersetzungen verstrickt, ohne jedoch über
ausreichende und adäquate Ausrüstung zu verfügen. Das war auch der
entscheidende Grund, den Schlag, der die allgemeine Erhebung auslösen sollte,
hinauszuzögern. Die Organisation war für einen Volksaufstand noch zu
schwach. Durch ein zu frühes Losschlagen hätte sich die Katastrophe von 1932
wiederholen können, bei der die wehrlosen Bauern zu tausenden niedergemetzelt
worden waren. Ein weitere Verzögerung ergab sich aus der schwierigen
Entwicklung des Einigungsprozesses. Noch konnten die einzelnen Organisationen
ihren Hegemonialanspruch nicht völlig aufgeben. Ein großer Teil des Jahres
war denn auch von Auseinandersetzungen um die richtige Strategie und Taktik
geprägt. Erst im Oktober fand die organisatorische Einigung der
Guerrillagruppen mit der Gründung der FMLN (Frente Farabundo Martí para
la Liberación Nacional) ihren Abschluß. Die Differenzen waren unter dem
akuten Vereinigungszwang vorerst zwar entschärft, blieben aber weiterhin
bestehen.
Der in der Volksorganisation organisierte Flügel der revolutionären
Bewegung setzte auch nach der Entscheidung der militärischen Strukturen zum
Kampf auf politische Aktionen. Eine Coordinadora Revolucionaria de Masas
wurde gebildet, die breite Bevölkerungsschichten erreichen konnte. Am 22.
Januar 1980 rief sie zu einer Demonstration auf, die zur größten
Manifestation in der Geschichte El Salvadors werden sollte. 250.000 Menschen
nahmen daran teil.
[39]
Als die friedliche Demonstration von Armee und Polizei unter
Beschuß genommen wurde, verwandelte sie sich in eines der größten Massaker,
daß es in El Salvador bisher gegeben hatte. Ungezählte Demonstranten wurde
ermordet. Am 23.2.1980 verabschiedete die Coordinadora die
programmatische "Plattform der revolutionär-demokratischen
Regierung". Die Forderungen dieses Programms bildeten lange Jahre die
politische Grundlage auch der FMLN. Kurz darauf schlossen sich die
Volksorganisationen mit reformorientierten Parteien, Gewerkschaften und
Universitäten zu einer ultimativen Vereinigung, der Frente Democrático
Revolucionario zusammen.
[40]
Doch die Repression schlug der Volksbewegung immer empfindlichere
Wunden. Im März und Mai rief die FDR Generalstreiks aus, die blutig
unterdrückt wurden. Die immer exzes-sivere Brutalität, mit der
Sicherheitskräfte und Todesschwadrone vorgingen, das traumatische Erlebnis
massakrierter Demonstrationen, die in den Straßen der Hauptstadt
ausgestellten ver-stümmelten Leichen führten endlich zu einem allgemeinen
Angstgefühl, das das Engagement breiter Bevölkerungsschichten lähmte.
[41]
1980 wurden in El Salvador 14.000 politisch motivierte Morde
gezählt.
[42]
Die Polarisierung der salvadorianischen Gesellschaft war schon im März
1980 soweit fortgeschritten, daß eine politische Lösung der Krise nicht mehr
möglich, Krieg unvermeidbar war. In der Ermordung Erzbischof Romeros am 27.
des Monats fand diese Tatsache ihren symbolischen Ausdruck. Romero war seinen
Weg konsequent zu Ende gegangen und hatte schließlich sogar Gewaltanwendung
als letztes Mittel in einer Situation gebilligt, die keine andere Opposition
mehr zuließ. Doch obwohl er vielleicht als einziger die Chance gehabt hätte,
erfolgreich zum Volksaufstand aufzurufen, versuchte er, die Repression mit
moralischen Appellen an das Militär zu stoppen. Einen Tag vor dem tödlichen
Anschlag hatte er die Soldaten in bewegenden Worten (Cese la represión!
= Stoppt die Repression) dazu aufgerufen, die verbrecherischen Befehle zu
verweigern und die Massaker an ihrem eigenen Volk zu beenden. Die Trauerfeier,
an der über 100.000 Menschen teilnahmen und die wiederum mit einem Massaker
endete (50 Menschen starben, 600 wurden verletzt), war für lange Zeit die
letzte große Demonstration in El Salvador.
Die Regierungsjunta war völlig isoliert. Zudem brachen innerhalb der
beteiligten Christ-demokratischen Partei Auseinandersetzungen über die
Legitimität ihres Verbleibens in der Regierung bei fortwährender Repression
aus, die damit endeten, daß sich der rechte Flügel um Duarte durchsetzte,
und der linke aus der Partei ausgeschlossen wurde. Die PDC war zu-nehmend in
die Abhängigkeit der USA geraten, die sie einerseits als demokratische
Fassade für die Militärdiktatur gebrauchten, sie andererseits aber auch auf
die im Pentagon erarbeitete Auf-standsbekämpfungsstrategie einschworen. Doch
selbst die in diesem Kontext beschlossene Agrarreform, mit der man hoffte, die
Bauern im letzten Moment vom Kampf abhalten zu kön-nen, verlief ohne Erfolg.
"Die Junta hielt sich nur noch durch den von den USA finanzierten und
organisierten Ausbau des Militärapparates und eine beispiellose Repression an
der Macht."
[43]
In Chalatenango und Morazán wurde bereits gekämpft. Die FMLN
bereitete sich intensiv auf den Aufstand vor. Doch jeder weitere Tag, den sich
ihre Offensive verzögerte, kostete Aktivisten der Volksbewegung das Leben.
Der Höhepunkt der Mobilisierung war überschritten, die Volks-bewegung
geschwächt, viele zum Anschluß an die Guerrilla bereite Militärs aus ihren
Posten verdrängt, als die FMLN im Januar 1981 militärisch stark genug war,
die Offensive zu begin-nen. In Koordination mit einem Generalstreik und der
Erhebung fortschrittlicher Teile des Mili-tärs sollte die als
"Endoffensive" bezeichnete Aktion die Erhebung breiter
Volksschichten auslösen. Nachdem die Kämpfe 11 Tage lang gewütet hatten,
ohne daß die erhoffte Insurrektion einsetzte, zogen sich die Einheiten der
FMLN in die für den späteren Kampf so wichtigen Zonen unter politischer
Kontrolle (auch retaguardias =Rückzugsgebiete genannt) zurück, wo sie
in den nächsten Jahren auch die militärische Kontrolle errangen. Der Preis
war allerdings hoch- die Städte mußten preisgegeben werden.
Die Endoffensive markierte den offiziellen Ausbruch des Bürgerkriegs.
Eine neue Etappe der Geschichte El Salvadors hatte begonnen.
[1]
Vgl. Pearce
/1986/ S. 14.
[2] Finanzierte sich die Kolonialverwaltung Ende des 17. Jahrhunderts noch zu 70% aus den Tributzahlungen der unterworfenen indígenas, ging dieser Teil auf 18% zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Um die Staatsaus-gaben zu decken, wurde zunehmend auf Steuern zurückgegriffen, die auch die Kreolen betrafen. Brignoli zitiert nach Krämer /1994/ S. 9.
[3] Im Staatswappen El Salvadors findet man noch heute eine Jakobinermütze am Freiheitsbaum.
[4] Der aus der Indigopflanze gewonnene blaue Farbstoff wurde in Europa erst durch den seit 1897 auf der Basis von Anilin synthetisch produzierten Ersatzstoff verdrängt.
[5] Die liberalen Zentralisten traten für eine Föderation der vormaligen Vewaltungsbezirke ein. Die eher konservativen Separatisten drängten auf die Spaltung der Union, da sie ihre jeweiligen Interessen in den kleineren Einheiten besser durchsetzen konnten.
[6] 1881 wurden die tierras comunales- die Gemeindeländer- per Gesetzesdekret nun auch formal enteignet. 1882 folgten die ejidos.
[7] Eines davon ist Morazán. Ich werde später noch auf diesen Punkt zurückkommen.. Vgl. Abschnitt II/ 1.
[8] Mit 33% wird Kaffee schon 1875 zum Hauptexportgut. Anfang dieses Jahrhunderts beträgt sein Anteil an den Gesamtexporten schon mehr als 75%. El Salvador entwickelt sich zur Kaffeerepublik. Menjivar zitiert nach Krämer /1994/ S. 11.
[9] Der Exkurs in Abschnitt II/ 5. widmet sich ausführlicher der Rolle, die die USA in Zentralamerika und be-sonders El Salvador gespielt haben.
[10] Vgl. Krämer /1994/ S. 12.
[11] Diesen Namen erhielt er wegen seiner seltsamen religiösen Anschauungen. Wenigstens eine seiner Perlen soll hier angeführt werden: "Es ist ein größeres Verbrechen, eine Ameise zu töten, als einen Menschen, weil der Mensch wiedergeboren wird, während die Ameise endgültig stirbt."
[12] Die erste erfolgte mit der Eroberung, die zweite mit dem Kaffeeboom.
[13] UNO- Wirtschaftskommission für Lateinamerika.
[14] Noch bis zum Spruch des Internationalen Gerichtshofes von Den Haag 1991 gab es Unklarheiten über den genauen Verlauf der Grenze. Die Auseinandersetzung drehte sich um fünf engumgrenzte Gebiete, die sogenannten buzones.
[15] Vgl. Krämer /1994/ S. 26.
[16] Menjívar zitiert nach Krämer /1994/ S. 17.
[17] Vgl. Krämer /1994/ S. 17.
[18] Menjívar zitiert nach Krämer /1994/ S. 21.
[19] Der Kaffeepreis stieg um 300%. El Salvador steigerte den Erlös aus den Kaffeeexporten in diesen zwei Jahren von 168,8 auf 460,6 Mio $. Heckhorn /1983/ S. 117.
[20] Das schlägt sich auf symbolhafte Weise im Namen der LP-28, einer der oppositionellen Organisationen, nieder, der sich auf dieses Massaker bezieht. Diese zivile, hauptsächlich von den Bauern Morazáns getragene Bewegung war engstens mit einer der Guerrillagruppen verbunden. Vgl. auch Abschnitt II/ 2.3.
[21] Eigentlich war das PRTC keine eigenständige Partei, sondern die salvadorianische Sektion der damals noch ganz Zentralamerika umfassenden Organisation.
[22] Zur Geschichte der FMLN vgl. Cienfuegos /1993/. Die Geschichte der FPL ist von Martha Harnecker /1991/ aufgezeichnet worden.
[23] Der Begriff ist schwer zu übersetzen. Am nähesten kommt ihm wohl "erweiterter revolutionärer Volkskrieg". Das "erweitert" bezieht sich dabei auf die Partizipation der Bevölkerung am Kampf.
[24] Vgl. dazu den Exkurs zur "Theologie der Befreiung " in Abschnitt II/ 2.1.
[25] Cabarrús /1983/ schildert in seiner grundlegenden Untersuchung anhand der Entwicklung in Aguilares und zwei weiteren Orten exemplarisch, unter welchen Bedingungen die Guerrilla und die "Theologie der Befreiung" zu Katalysatoren des Organisationsprozesses wurden und die Radikalisierung der Bauern beförderten. In Abschnitt II/ 2.1.-2.3. wird, wenn auch nicht in der selben Tiefe, dargestellt, wie sich dieser Prozeß in Morazán vollzog.
[26] Vgl. dazu Abschnitt II/ 2.1.
[27] Im März 1978 besetzten Mitglieder von FECCAS die Botschaften von Costa Rica, Panama, der Schweiz und Venezuela.Im Juni desselben Jahres kam es zur Besetzung des Büros der UNO und der OAS durch Angehörige der FAPU. Die Aktionen richteten sich gegen die Menschenrechtsverletzungen. Die Freilassung der politischen Ge-fangenen wurde gefordert. Die Weltöffentlichkeit sollte auf die permanenten te Unterdrückung der Zivilbevölkerung aufmerksam gemacht werden.
[28] Jung /1980/ S. 14.
[29] Zur Entstehung und Funktionsweise der Todesschwadrone vgl. Dunkerly /1986/ S. 121 f.
[30] Die Verstrickung des Militärs, der Sicherheitskräfte und der Oligarchie mit den Todesschwadronen ist im Bericht der Wahrheitskommission "De la Locura a la Esperanza" /1993/ ausführlicher beschrieben.
[31] Vgl. den Erfahrungsbericht Ana Guadalupe Martínez' /1993/, die 1976 entführt wurde und mehrere Monate in den geheimen Kerkern der Sicherheitskräfte verbrachte.
[32] Zitiert nach Krämer /1994/ S. 30.
[33] Dazu ausführlicher: Krämer /1994/ S. 33 f.
[34] In der mit eindrucksvollen Bilddokumenten reich versehenen Chronik des Equipo Maíz "No hay guerra que dure 100 años" /1993/ sind die schwersten Menschenrechtsverletzungen und Aktionen der Volksbewegung für die Zeit von 1979 bis 1991 dokumentiert.
[35] Gordon zitiert nach Krämer /1994/ S. 36.
[36] Vgl. dazu die Autobiographie Mena Sandovals /1994/ S.99- 106. Er war einer der Hauptvertreter der Juventud Militar und an der Vorbereitung des Putsches maßgeblich beteiligt. In Morazán wird er uns wieder-begegnen. Vgl. II/ 4.3.
[37] Vgl. dazu den Exkurs zur Rolle der USA in Abschnitt II/ 5.
[38] Zum Konzept der "Zonen unter politischer Kontrolle" vgl. Abschnitt II/ 2.2.
[39]
Equipo Maíz /1993/ S. 22.
[40] Sie werden von vielen Autoren als eine Einheit verstanden, wenn die politischen Aspekte des Bürgerkriegs (z.B. Verhandlungen) dargestellt werden, und erscheinen dann unter der Bezeichnung FMLN/FDR.
[41] Zum psychosozialen Problem der kollektiven Traumatisierung vgl. Martín Baró /1990/.
[42] Dietrich zitiert nach Krämer /1994/ S. 41.
[43] Krämer /1994/ S. 41.